Afrika
– der zweitgrößte und wohl zugleich der ärmste unter den
Kontinenten. Jahrzehnte und Jahrhunderte von kolonialer Herrschaft,
Bürgerkrieg, Armut und Elend haben ein Bild dieses Kontingents in
die Köpfe der Menschen der Welt gebrannt, welches nur schwerlich die
Hoffnung zulässt, dass Afrika eine Zeit voll Frieden und Wohlstandes
bevorsteht.
Ich
möchte nun der Frage nach gehen: Ist Afrika noch zu retten?
Dabei
möchte ich nun keine lange Analyse der Ursachen für das Elend in
Afrika vorausschicken.
Afrika
sind für mich dabei eher weniger die in relativen Wohlstand lebenden
Menschen in Teilen Nordafrikas und Südafrika, sondern die Teile
Afrikas die seit vielen Jahren durch Bürgerkrieg und Armut
gezeichnet sind, wie Somalia, die beiden kongolesischen Staaten oder
auch der Sudan.
Und
ja, Afrika ist noch zu retten. Die Frage ist eher wie und vor allem
wann?
Neben
all den Ursachen die für das Elend in Afrika auch eine Rolle spielen
möchte ich mich doch auf eine, wie ich finde wesentliche Ursache für
Afrikas Elend fokussieren: Das fehlen eines stabilen wirtschaftlichen
Wachstum, welches auch in seinem Umfang für die Existenz und einen
wachsenden Wohlstand unter der Bevölkerung sorgen könnte.
Aber
warum gibt es in Afrika kaum wirtschaftliches Wachstum, warum haben
sich Länder wie China oder Indien in den letzten Jahren und
Jahrzehnten wirtschaftlich entwickelt und Afrika kaum?
Der
Grund ist, dass in China und Indien das richtige Umfeld herrscht und
herrschte. Das politische Umfeld in China, Indien … ist stabil, es
herrscht kein offener Krieg oder gar Bürgerkrieg. Anders in Afrika,
gezeichnet durch ständig wechselnde politische Situationen, Krieg,
Bürgerkrieg, Verwüstung. Um in die Sprache der Unternehmen zu
geraten: Die Wahrscheinlichkeit in Afrika eine Investition z.B. durch
einen Putsch oder einen Bürgerkrieg zu verlieren ist deutlich höher
als in China, Indien …
Bedeutet
das, dass wenn morgen alle Kriege und Bürgerkriege in Afrika beendet
werden und nicht drohen wieder auszubrechen und die politische Lage
klar und stabil ist Afrika es China, Indien und ähnlichen gleich tun
wird.
Die
Antwort ist: Ja und auch wiederum nein, weil sich Afrika nicht von
heute auf morgen entwickeln wird. Zum Einem weil eine nachhaltige
wirtschaftliche Entwicklung immer einiges an Zeit benötigt, zum
Andrem weil für Afrika erst einmal die gleichen Bedingungen
herrschen müssen, die auch am Beginn des wirtschaftlichen
Aufschwungs von China, Indien … für diese Länder herrschten.
Die
Lage war die, dass die Produktion von insbesondere arbeitsintensiven
Gütern für Unternehmen sich mit der Zeit immer weiter verteuerte.
Dieses war eine Zeit wo noch der größte Teil der Weltproduktion in
Europa und Amerika lag. In Europa und Amerika wurde produziert und
weil die Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich waren und ihre Waren
absetzen konnten bauten die Unternehmen immer weiter aus. Im Zuge der
Produktionserhöhung stieg auch der Wohlstand der Bevölkerung weil
immer mehr Menschen Arbeit fanden und weil immer mehr produziert
wurde waren Arbeiter immer gefragter und konnten mehr Lohn erwarten.
Daneben zog auch die Inflation an und die Lebenshaltungskosten in
Europa und Amerika stiegen. Die Arbeitskosten stiegen und analog dazu
die Produktionskosten.
Dieses
war die Zeit von China, Indien und Co. Mittlerweile war es aufgrund
der Entwicklung im Logistik- und Transportwesen möglich Waren mit
angemessenem Aufwand um die halbe Welt zu transportieren. Die
Transportkosten fielen also immer weiter, die Produktionskosten
stiegen immer weiter in Europa und Amerika. Irgendwann war ein Punkt
erreicht an dem es sich für Unternehmen die in Europa und Amerika
produzierten lohnte ihre Produktion nach China, Indien und Co. Zu
verlagern. Dieses war der Beginn des Aufschwungs der heutigen
Schwellenländer.
Genau
dieser Punkt muss auch für Afrika eintreten um eine Entwicklung wie
in den heutigen Schwellenländer anzustoßen, neben politischer
Stabilität und relativer Sicherheit.
Dieser
Punkt ist schon abzusehen, die Inflation in China lag 2008 bei 5,9%,
bei den anderen Schwellenländern sieht es ähnlich aus.
Allerdings
sind die Arbeitskosten in Afrika in Ländern mit relativer
politischer Stabilität und Sicherheit wie Kenia schon jetzt unter
denen in China, warum verlagern Unternehmen also nicht von China nach
Kenia.
Es
ist hier besonderes wichtig zwischen Arbeitskosten und
Produktionskosten zu unterscheiden, den auch wenn die Arbeitskosten
in Kenia niedriger liegen als in China tun dieses die
Produktionskosten eben nicht. Die Produktionskosten werden zum Einem
durch die Arbeitskosten beeinflusst, aber auch dadurch wie gut sich
ein Unternehmen in einer Region mit anderen Unternehmen vernetzten
kann, also wie viele Unternehmen der selben Branche oder Zulieferer
in der Gegend sind und wie lang Transportwege sind. Dabei spielt auch
die Konkurrenz der Unternehmen in einer Region eine Rolle, denn
oftmals lassen ausländische Unternehmen in Schwellenländer nur
produzieren, haben aber keine eigenen Werke. Diese Konkurrenz drückt
wiederum die Produktionskosten in einer Region.
Wann
wird also der Punkt für Afrika erreicht sein, an dem Afrikas
Aufschwung beginnt oder beginnen könnte unter politischer Stabilität
und Sicherheit?
Der
Punkt ist dann erreicht, wenn die Produktionskosten in China und Co.
soweit gestiegen sind, das sie höher liegen als z.B. in Kenia, oder
die Produktionskosten in Afrika soweit gesunken sind im Zuge der
Ansiedlung neuer Unternehmen und Fabriken, dass die Produktionskosten
hier niedriger sind als in China oder eben beides, was am
wahrscheinlichsten ist.
Die
Produktionskosten werden in Afrika sinken, Produktionskosten im
Durchschnitt wohlgemerkt, weil für einige Unternehmen die
Arbeitskosten einen größeren Anteil an den Produktionskosten
ausmachen und es somit für diese eher attraktiv ist nach z.B. Kenia
zu verlagern, was wiederum die Produktionskosten für andere
Unternehmen senkt.
Wann
wird aber der Punkt gekommen sein, an dem es günstiger sein wird in
Kenia als in China zu produzieren. Aus der Weltwirtschaftsgeschichte
kann man nur etwa so viel sagen: Der Zeitpunkt wird in einigen Jahren
bis Jahrzehnten soweit sein, wenn die heutigen Schwellenländer
selber als Industrieländer bezeichnet werden könnten. Solange wird
es trotz steigender Arbeits- und Produktionskosten für den
wesentlichen Anteil von Unternehmen rentabler sein in China als in
Kenia zu produzieren. Da die Produktionskosten mit jedem sich
ansiedelndem Unternehmen geringer werden sollte die Rate von sich
ansiedelnden Unternehmen allerdings einen exponentiellen bzw. nach
einiger Zeit einen logarithmischen Verlauf annehmen.
Was
ist aber mit dem wirtschaftlichen Wachstum welches nicht durch
ausländische Unternehmen erzeugt wird? Hier herrscht ein Problem:
Nehmen wir an wir gründen in Kenia eine Textilfabrik, Textilien sind
das Erzeugnis schlechthin für eine frühindustrielle Wirtschaft. Wir
bauen eine Fabrik und stellen Arbeiter ein. Unsere Kleidung setzten
wir auf dem einheimischen Markt ab, dieser ist aufgrund der
schlechten Lebensverhältnisse unserer Landleute aber relativ klein.
Auf dem Weltmarkt können wir nicht agieren, weil unsere
Produktionskosten wie oben beschrieben im internationalem Vergleich
zu hoch sind. Auf dem einheimischen Markt können wir nur verkaufen,
weil wir die Transportkosten für einen Transport um den halben
Globus sparen (diese Rechnung geht in der Realität oft genug nicht
auf). Auf andere Unternehmen die wie oben beschrieben die
Produktionskosten in unserer Region drücken könnten brauchen wir
nicht zu offen, weil dem Land hierfür nicht das Kapital zu Verfügung
steht, was für unserer eigene Fabrik kaum gereicht hat. Von
internationalen Banken bekommt man dieses Geld nicht, weil die
Erträge im internationalen Vergleich zu gering sind und die
Verlustrisiken aufgrund der im internationalen Vergleich relativen
Unsicherheit zu groß. Andere internationalen Geldgeber wie
Entwicklungshilfe und Weltbank leisten nur Kapital in einem Umfang
welcher ein Land gerade so am Leben erhält oder für marginale
Investitionen taugt, wie in Straßen oder Brunnen. Natürlich
steigern wir durch unserer Produktion und die angestellten Arbeiter
dem Wohlstand im Land, allerdings auch mit den paar anderen Fabriken
im Land nur in einer derart niedrigen Form, dass einer solch kleiner
Fortschritt für eine spürbare Verbessrung der Lebensqualität der
Menschen ewig andauern müsste.
Dieses
Beispiel lässt sich nun symptomatisch auf fast alle wirtschaftlichen
Bereiche in Afrika anwenden, weshalb mit einen wirtschaftlichen
Wachstum und Entwicklung Afrikas aus sicher selber heraus von einen
realistischen Standpunkt aus wohl kaum zu rechnen ist.
Was
also tun bis die richtige Zeit für Afrika gekommen ist? So hart es
klingt, es gilt Afrika am Leben zu erhalten, was bedeutet:
1.
Den Afrikanischen Ländern helfen sich politisch zu stabilisieren und
der Bevölkerung eine grundlegende Sicherheit zu bieten, man fast
solche Maßnahmen unteranderem auch als State Building auf, der
Einsatz in Mali geht hier meiner Meinung nach in die richtige
Richtung.
2.
Den Menschen in Afrika das Überleben sichern, was heißt weiterhin
Lebensmittel zur Verfügung zu stellen und den Menschen durch Hilfe
zur Selbsthilfe es ermöglichen im gewissen Rahmen vom Ertrag des
selber Angebauten zu leben.
Die
weltweiten Absatzmöglichkeiten und damit auch Produktions- und
Entwicklungsmöglichkeiten sind begrenzt und so hart es klingt für
Afrika bleibt wenig anderes als warten, warten auf die eigene Chance.
Hoffentlich wird Afrika dann bereit sein. Bereit: Politisch stabil
und sicher. Auch wenn jeder Versuch der wirtschaftlichen Entwicklung
der Afrikanischen Länder aus sich heraus auf das vollste zu
Unterstützen ist, den Sprung vom Entwicklungs- zum Schwellenland
wird so wohl kaum ein afrikanisches Land schaffen.
Wer
sich noch weiter über das Thema der Entwicklungschancen von Ländern
wie den Afrikanischen informieren möchte empfehle ich folgende
Lektüre: Paul Collier: Die unterste Milliarde - Warum die ärmsten
Länder scheitern und was man dagegen tun kann.
great article!
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