Seit einigen Wochen geistert die Sexismus-Debatte nun schon durch die
deutschen Medien. Eigentlich wollte ich mich nicht dazu äußern. Da
sich die Debatte nun bis hin zu Bundespräsident Gauck entwickelt hat
konnte ich mich aber dazu durchringen es doch zu tun. Ich hoffe ich
werde es nicht bereuen.
Zunächst möchte ich Einiges klar stellen.
Dieser Text richtig sich gegen keinerlei Personen, egal ob natürliche
oder juristische Person, ich möchte niemanden beleidigen oder
angreifen.
Ich werde nicht klar Stellung innerhalb der Debatte beziehen, ich
versuche lediglich die Debatte zu analysieren und auf einiges
hinzuweisen, was mir aufgefallen ist. Dem entsprechend ist alles was
ich hier schreibe nur meine persönlichen Empfindungen, Eindrücke
und meine persönliche Meinung.
Es tut mir leid, wenn der Text teilweise etwas unpräzise ist, ich
möchte hier niemanden etwas in den Mund legen und zitieren ebenso
nicht, weil das teilweise Darstellen von Aussagen meiner Meinung nach
immer den entsprechenden Kontext missachtet und somit die Aussage
verfälscht.
Ich hoffe nun ist alles klar. Mal sehen ob es mir gelingt die Debatte
passend zu beschreiben, ich erhebe aber keinerlei Anspruch auf
Richtigkeit oder Vollständigkeit.
Angefangen hat die ganze Debatte so weit ich weiß mit einem Artikel
im Stern über Herrn Brüderle und eine Autorin des Stern. Es ist
eigentlich verwunderlich, dass das Thema so in die Öffentlichkeit
gerät. Denn Sexismus gab und gibt es schon lange. Allerdings ist es
durchaus üblich, dass ein Thema oder Debatte erst durch einen
Vorfall mit entsprechender Tragweite in die Öffentlichkeit gerät.
Ein Vergleich mit dem arabischen Frühling, der durch eine
Selbstverbrennung in Tunesien begonnen hat, scheint durchaus hier
teilweise möglich.
Eine gewisse Zeit ging die Debatte dann über das Verhältnis
zwischen Herrn Brüderle und der Stern Autorin. Im Anschluss haben
sich verschiedene Personen zu dem Thema geäußert, nun auch
Bundespräsident Gauck. Die Äußerungen von Herrn Gauck haben dann
wiederum Proteste ausgelöst.
Das was ich bei der gesamten Debatte seltsam finde, ist dass
insbesondere darüber diskutiert wird ob es Sexismus in Deutschland
wirklich gibt, was man überhaupt als Sexismus auffassen kann und ob
das ganze überhaupt so schlimm ist.
Für mich steht dabei fest, dass es in der bestehenden Debatte
eigentlich keine einheitlich Definition von Sexismus geben kann.
Dieses ist nicht etwa so, weil die unterschiedlichen Definitionen der
verschiedenen Seiten so weit auseinander gehen, sondern weil es hier
bei Sexismus darum geht, dass sich Personen aufgrund seines oder
ihres Geschlechtes belästigt, benachteiligt oder sonst irgendwie in
seinen oder ihren Rechten verletzt fühlen. Wann das der Fall ist
muss jeder oder jede für sich selber entscheiden, weil jeder oder
jede eine andere Toleranzgrenze in dieser Hinsicht hat, weshalb hier
auch keine einheitlich Definition von Sexismus möglich ist. Aufgrund
der Tatsache, dass es Personen gibt, die sagen, dass ihnen persönlich
Sexismus begegnet ist gibt es auch Sexismus in Deutschland, das ist
für mich gar keine Frage.
Des Weiteren wundere ich mich über die Art und Weise wie die
Diskussion geführt wird. Im Grunde ist es im wesentlichen nur ein
Austausch persönlicher Erfahrungen und Eindrücke der Personen, die
sich zu Wort melden. Aus meiner Sicht müsste, wie ich es getan habe,
erst einmal öffentlich festgestellt werden, dass wir in Deutschland
ein Problem mit Sexismus haben. Als nächstens müsste man
feststellen wie weitreichend das Problem in Deutschland ist, also
z.B. eine Erhebung machen, wie viele Personen schon sexistisch
belästigt, benachteiligt … wurden. Man sollte dann hier noch
untersuchen wie Deutschland im internationalen Vergleich steht, also
ob der Sexismus in anderen Ländern weitreichender oder weniger
weitreichend ist. Dieses sollte helfen um das Maß an Sexismus in
Deutschland richtig einzuschätzen. Im Anschluss hieran kann man dann
meinetwegen gerne darüber diskutieren wie man dem Problem begegnen
kann. Dieses sollte man eben erst am Ende und auf einer soliden
Grundlage machen, den je nach dem Ausmaß des Sexismus sind bestimmte
Maßnahmen sinnvoller als andere.
Es tut mir ehrlich gesagt leid, dass ich hier so sehr auf das Ausmaß
des Sexismus schaue, denn den Betroffenen hilft es zunächst wenig zu
wissen, dass Andere auch betroffen sind. Leider nimmt eine
Gesellschaft oftmals nur die dringendsten oder aufdringlichsten
Aufgaben in den Focus. Es wäre schön, wenn man dieses ändern
würde, eine Diskussion hierüber würde hier aber den Rahmen
sprengen.
Abschließend muss ich sagen, dass es dennoch gut ist, dass die
Debatte geführt wird, egal wie sehr ihre Art und Weise auch zu
kritisieren ist. Sexismus ist ein ernstes Problem, dem unsere
Gesellschaft begegnen muss, dafür muss das Thema präsent sein, denn
um dieses Problem dauerhaft zu minimieren ist ein gesellschaftlicher
Wandel von Nöten, der einige Jahre bis Jahrzehnte Zeit beanspruchen
wird. Ich möchte mich hier nun auch nicht über die Ursachen von
Sexismus auslassen, weil mir hierzu auch jede (wissenschaftliche)
Grundlage fehlt. Ich würde mir nur wünschen, dass diese und
folgende Debatten endlich auf vernünftige und fundierte Art und
Weise geführt werden.
Aufschrei!
ReplyDeleteDer/die Autor/-in liefert der chauvinistischen Tagespolitik der etablierten sogenannten Volksparteien CDU und FDP volle Rückendeckung! Wir können nicht mehrere Jahre bis Jahrzehnte warten, um dieses gesellschaftsfeindliche Problem anzugehen und auszumerzen. Die deutsche Gesellschaft muss umgehend revolutioniert werden! Das Machogerüst der Mächtigen muss eingerissen werden! In Deutschland und auch im Rest der Welt darf kein Platz für diese faschistoiden Ansichten und Attitüden sein!
Gegen den Chauvinismus! Gegen die Unterdrückung der Frauen! Gegen die Macht der Männer in Wirtschaft und Politik!
Gruß
AK
Ganz ruhig Braune. In Indien kämpfen die Frauen für ihre Grundrechte, hier dafür, dass ihnen nicht mehr hinterhergepfiffen wird. Immer die Verhältnismäßgkeit im Auge behalten, Madame.
DeleteAuch wenn es vollkommen unbestreitbar ist, dass Ihre Analyse ein Volltreffer ist. Dennoch schätze ich Ihr Klientel so ein, dass die von Ihnen gemachten Beobachtungen ein Allgemeinplatz einnehmen. Außerdem ist die Sexismus-Debatte in Bezug auf Brüderle redundant. Ferner würde ich mich viel mehr über Ihre MEINUNG zu politischen, gesellschaftlichen und ja auch philosophischen Fragen interessieren!
ReplyDeleteWenn der Mann der Frau gefällt dann ist es in Ordnung; wenn nicht, dann ist es Sexismus: Interessanter Sexismus-Begriff, den Sie hier postulieren. Kurz zu der Brüderle-Debatte: Die Journalistin hat als erstes Herrn Brüderle angeflaumt, indem sie ein Machtgefälle aufgebaut hat, und zwar ein Machtgefälle zwischen Jung und Alt. Brüderle hat lediglich zurückgeflaumt. Das was Brüderle da getan hat war schmierig, war unhöflich, aber nicht sexistisch.
ReplyDeleteIch verfüge gerade über zu wenig Zeit, um mich angemessen zum "Sexismus" - Problem in Deutschland zu äußern. Was ich aber noch loswerden möchte ist Folgendes: Es ist verdammt heuchlerisch, Medien wie den "Stern" mit seinen Titelbildern oder RTL mit Abfall-Sendungen wie Dschungelcamp zu konsumieren, es aber gleichzeitig als Sexismus bezeichnen, wenn ein Mann eine Frau begehrt und dies dann plump äußert. Wir leben (Gott sei Dank) in einer Gesellschaft mit großen sexuellen Freiheiten. Und das soll auch so bleiben.
Es ist das Geschlecht, das den Menschen definiert, nicht umgekehrt.
Gruß
Bill McFluff
PS: Schöne Grüße von meiner Frau, durch welche ich erste auf diesen Blog gekommen bin. Sie stimmt Ihnen zu...
Hallo MM,
ReplyDeleteein bestechendes Traktat, das Sie hier abliefern. Den Geist einer solch scharfen Beobachtung des poltisch-gesellschaftlichen Tagesgeschehens habe ich zuletzt in den Spätwerken Friedrich Heinrich Jacobis und Kurt Gödels erfahren können. Es ist desweiteren beachtlich, wie Sie es bewerkstelligen, Balance zwischen einer höchst sachlichen Distanz zum Thema und eindringlichen Denkanstößen zu bewahren.
Trotz des berechtigten Lobes würde ich gerne auf eine bestimmte Textpassage aufmerksam machen:
"Es wäre schön, wenn man dieses ändern würde, eine Diskussion hierüber würde hier aber den Rahmen sprengen."
Ich halte diese Aussage für literarische Brandschatzung. Ein Verweis auf die Prosa des spanischen Essayisten José Luis López-Aranguren Jiménez schafft in dieser Hinsicht wahrscheinlich Klarheit: "Wer keine Argumente hat, scheut die Diskussion."
Indem Sie auf subtile Art und Weise Ihre Position zu Gunsten der Sexisten preisgeben, kriegt der Text eine (zugegebenermaßen) bittere Beinote.
Ich meine ausmachen zu können, dass Sie, MM, sich als eine Art "Twoface" der Literatur inszenieren wollen. Einerseits gelingt dieser Schachzug meisterhaft, andererseits wandeln Sie auf einem recht schmalen Grat zwischen Selbstverleumdung und beispiellosem Analysegeschick.
Mit freundlichen Grüßen (oder "Vriendelijke groet" wie man in meinem Heimatort Leidschendam-Voorburg sagt),
Gilbert Mineau
Von wegen scharfe Beobachtung! Der Verfasser will sich eindeutig ein Image als dumpfer Sexprotz aufbauen!!! Der trainiert bestimmt den ganzen Tag nur seinen Bizeps und pfeift Frauen hinterher!!! Ich sehe nur eingeschränkt Parallelen zu Jacobi, da dieser Text eher das Wesen einer beißenden Polemik hat, wie wir sie nur zu gut aus dem Journalismus verhangner Jahre gewohnt sind. Dazu kommt, das die Argumentationsstruktur des Textes nahezu komplett philistrischer Natur ist, aber das sind wir ja aus den aktuellen Artikeln gewohnt!!!!!
DeleteIhr kritischer Leser
Konstantin Boris Kink
Wird Zeit, dass die weibliche Fraktion auf diesem maskulin dominierten Blog auch mal ihre Repräsentation findet. Ich pflichte Ihnen bei: Die Debatte wird eindeutig mit defizitärer Sachlichkeit geführt! Es müssten mehr kaltschnäuzige Kritiker_Innen wie Sie die öffentlichen Debatten mitbestimmen. Eine so prägnant-kernige Konklusion des gesellschaftlichen Umgangs mit Sexismus in Deutschland, die fast schon lakonischen Charakter aufweist, trifft man leider sehr selten in den etablierten Medien an, stattdessen nur in ganz speziellen intellektualistischen Zirkeln, zu welchen ich auch diesen Blog zähle.
ReplyDeleteMein eigenes Leben ist durch kulturelle Diversität geprägt, wodurch mein Weltbild sehr untypisch ist. Dieser Blog hat für mich das Potenzial, die kulturelle Vielseitigkeit der Welt, die besonders in der deutschen Altherrengesellschaft vernachlässigt wird, in angemessenem Maße zu reflektieren und somit die Grundfesten des konventionellen intergesellschaftlichen Zusammenlebens zu erschüttern.
Als Anregung: Sie könnten doch mal eine idealisierte Weltordnung, wie wir sie bereits in den frühen Streitschriften der Elisabeth Conradi finden, entwickeln.
Ich zähle auf Sie!
Charlotte Petronella
Dem ist nichts hinzuzufügen. Sehr schönes Kommentar! Ich schließe mich Ihrer Einschätzung dieses Blogs an.
DeleteSo gut wie jeden Monat besuche ich diesen Blog und schaue nach neuen Artikeln. Und immer stellt sich nach einer gewissen Lesezeit dieses angenehme Gefühl ein, dass es noch Menschen gibt, die sich ganz in Ruhe mit Dingen aus Literatur, Kunst und Politik/Wirtschaft befassen! Ohne Zeitdruck, und - was mit besonders wichtig ist - nicht mit dem Ziel jemand anderen zu beeindrucken, sondern nur der Sache ans ich wegen.
In zugleich erregender als auch beruhigender Erwartung auf neue Artikel, wünsche Ich schöne Grüße!