28 April 2013

Afrika – ein noch zu rettender Kontinent



Afrika – der zweitgrößte und wohl zugleich der ärmste unter den Kontinenten. Jahrzehnte und Jahrhunderte von kolonialer Herrschaft, Bürgerkrieg, Armut und Elend haben ein Bild dieses Kontingents in die Köpfe der Menschen der Welt gebrannt, welches nur schwerlich die Hoffnung zulässt, dass Afrika eine Zeit voll Frieden und Wohlstandes bevorsteht.

Ich möchte nun der Frage nach gehen: Ist Afrika noch zu retten?

Dabei möchte ich nun keine lange Analyse der Ursachen für das Elend in Afrika vorausschicken.

Afrika sind für mich dabei eher weniger die in relativen Wohlstand lebenden Menschen in Teilen Nordafrikas und Südafrika, sondern die Teile Afrikas die seit vielen Jahren durch Bürgerkrieg und Armut gezeichnet sind, wie Somalia, die beiden kongolesischen Staaten oder auch der Sudan.

Und ja, Afrika ist noch zu retten. Die Frage ist eher wie und vor allem wann?

Neben all den Ursachen die für das Elend in Afrika auch eine Rolle spielen möchte ich mich doch auf eine, wie ich finde wesentliche Ursache für Afrikas Elend fokussieren: Das fehlen eines stabilen wirtschaftlichen Wachstum, welches auch in seinem Umfang für die Existenz und einen wachsenden Wohlstand unter der Bevölkerung sorgen könnte.

Aber warum gibt es in Afrika kaum wirtschaftliches Wachstum, warum haben sich Länder wie China oder Indien in den letzten Jahren und Jahrzehnten wirtschaftlich entwickelt und Afrika kaum?

Der Grund ist, dass in China und Indien das richtige Umfeld herrscht und herrschte. Das politische Umfeld in China, Indien … ist stabil, es herrscht kein offener Krieg oder gar Bürgerkrieg. Anders in Afrika, gezeichnet durch ständig wechselnde politische Situationen, Krieg, Bürgerkrieg, Verwüstung. Um in die Sprache der Unternehmen zu geraten: Die Wahrscheinlichkeit in Afrika eine Investition z.B. durch einen Putsch oder einen Bürgerkrieg zu verlieren ist deutlich höher als in China, Indien …

Bedeutet das, dass wenn morgen alle Kriege und Bürgerkriege in Afrika beendet werden und nicht drohen wieder auszubrechen und die politische Lage klar und stabil ist Afrika es China, Indien und ähnlichen gleich tun wird.

Die Antwort ist: Ja und auch wiederum nein, weil sich Afrika nicht von heute auf morgen entwickeln wird. Zum Einem weil eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung immer einiges an Zeit benötigt, zum Andrem weil für Afrika erst einmal die gleichen Bedingungen herrschen müssen, die auch am Beginn des wirtschaftlichen Aufschwungs von China, Indien … für diese Länder herrschten.

Die Lage war die, dass die Produktion von insbesondere arbeitsintensiven Gütern für Unternehmen sich mit der Zeit immer weiter verteuerte. Dieses war eine Zeit wo noch der größte Teil der Weltproduktion in Europa und Amerika lag. In Europa und Amerika wurde produziert und weil die Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich waren und ihre Waren absetzen konnten bauten die Unternehmen immer weiter aus. Im Zuge der Produktionserhöhung stieg auch der Wohlstand der Bevölkerung weil immer mehr Menschen Arbeit fanden und weil immer mehr produziert wurde waren Arbeiter immer gefragter und konnten mehr Lohn erwarten. Daneben zog auch die Inflation an und die Lebenshaltungskosten in Europa und Amerika stiegen. Die Arbeitskosten stiegen und analog dazu die Produktionskosten.
Dieses war die Zeit von China, Indien und Co. Mittlerweile war es aufgrund der Entwicklung im Logistik- und Transportwesen möglich Waren mit angemessenem Aufwand um die halbe Welt zu transportieren. Die Transportkosten fielen also immer weiter, die Produktionskosten stiegen immer weiter in Europa und Amerika. Irgendwann war ein Punkt erreicht an dem es sich für Unternehmen die in Europa und Amerika produzierten lohnte ihre Produktion nach China, Indien und Co. Zu verlagern. Dieses war der Beginn des Aufschwungs der heutigen Schwellenländer.

Genau dieser Punkt muss auch für Afrika eintreten um eine Entwicklung wie in den heutigen Schwellenländer anzustoßen, neben politischer Stabilität und relativer Sicherheit.
Dieser Punkt ist schon abzusehen, die Inflation in China lag 2008 bei 5,9%, bei den anderen Schwellenländern sieht es ähnlich aus.

Allerdings sind die Arbeitskosten in Afrika in Ländern mit relativer politischer Stabilität und Sicherheit wie Kenia schon jetzt unter denen in China, warum verlagern Unternehmen also nicht von China nach Kenia.
Es ist hier besonderes wichtig zwischen Arbeitskosten und Produktionskosten zu unterscheiden, den auch wenn die Arbeitskosten in Kenia niedriger liegen als in China tun dieses die Produktionskosten eben nicht. Die Produktionskosten werden zum Einem durch die Arbeitskosten beeinflusst, aber auch dadurch wie gut sich ein Unternehmen in einer Region mit anderen Unternehmen vernetzten kann, also wie viele Unternehmen der selben Branche oder Zulieferer in der Gegend sind und wie lang Transportwege sind. Dabei spielt auch die Konkurrenz der Unternehmen in einer Region eine Rolle, denn oftmals lassen ausländische Unternehmen in Schwellenländer nur produzieren, haben aber keine eigenen Werke. Diese Konkurrenz drückt wiederum die Produktionskosten in einer Region.

Wann wird also der Punkt für Afrika erreicht sein, an dem Afrikas Aufschwung beginnt oder beginnen könnte unter politischer Stabilität und Sicherheit?
Der Punkt ist dann erreicht, wenn die Produktionskosten in China und Co. soweit gestiegen sind, das sie höher liegen als z.B. in Kenia, oder die Produktionskosten in Afrika soweit gesunken sind im Zuge der Ansiedlung neuer Unternehmen und Fabriken, dass die Produktionskosten hier niedriger sind als in China oder eben beides, was am wahrscheinlichsten ist.
Die Produktionskosten werden in Afrika sinken, Produktionskosten im Durchschnitt wohlgemerkt, weil für einige Unternehmen die Arbeitskosten einen größeren Anteil an den Produktionskosten ausmachen und es somit für diese eher attraktiv ist nach z.B. Kenia zu verlagern, was wiederum die Produktionskosten für andere Unternehmen senkt.

Wann wird aber der Punkt gekommen sein, an dem es günstiger sein wird in Kenia als in China zu produzieren. Aus der Weltwirtschaftsgeschichte kann man nur etwa so viel sagen: Der Zeitpunkt wird in einigen Jahren bis Jahrzehnten soweit sein, wenn die heutigen Schwellenländer selber als Industrieländer bezeichnet werden könnten. Solange wird es trotz steigender Arbeits- und Produktionskosten für den wesentlichen Anteil von Unternehmen rentabler sein in China als in Kenia zu produzieren. Da die Produktionskosten mit jedem sich ansiedelndem Unternehmen geringer werden sollte die Rate von sich ansiedelnden Unternehmen allerdings einen exponentiellen bzw. nach einiger Zeit einen logarithmischen Verlauf annehmen.

Was ist aber mit dem wirtschaftlichen Wachstum welches nicht durch ausländische Unternehmen erzeugt wird? Hier herrscht ein Problem: Nehmen wir an wir gründen in Kenia eine Textilfabrik, Textilien sind das Erzeugnis schlechthin für eine frühindustrielle Wirtschaft. Wir bauen eine Fabrik und stellen Arbeiter ein. Unsere Kleidung setzten wir auf dem einheimischen Markt ab, dieser ist aufgrund der schlechten Lebensverhältnisse unserer Landleute aber relativ klein. Auf dem Weltmarkt können wir nicht agieren, weil unsere Produktionskosten wie oben beschrieben im internationalem Vergleich zu hoch sind. Auf dem einheimischen Markt können wir nur verkaufen, weil wir die Transportkosten für einen Transport um den halben Globus sparen (diese Rechnung geht in der Realität oft genug nicht auf). Auf andere Unternehmen die wie oben beschrieben die Produktionskosten in unserer Region drücken könnten brauchen wir nicht zu offen, weil dem Land hierfür nicht das Kapital zu Verfügung steht, was für unserer eigene Fabrik kaum gereicht hat. Von internationalen Banken bekommt man dieses Geld nicht, weil die Erträge im internationalen Vergleich zu gering sind und die Verlustrisiken aufgrund der im internationalen Vergleich relativen Unsicherheit zu groß. Andere internationalen Geldgeber wie Entwicklungshilfe und Weltbank leisten nur Kapital in einem Umfang welcher ein Land gerade so am Leben erhält oder für marginale Investitionen taugt, wie in Straßen oder Brunnen. Natürlich steigern wir durch unserer Produktion und die angestellten Arbeiter dem Wohlstand im Land, allerdings auch mit den paar anderen Fabriken im Land nur in einer derart niedrigen Form, dass einer solch kleiner Fortschritt für eine spürbare Verbessrung der Lebensqualität der Menschen ewig andauern müsste.

Dieses Beispiel lässt sich nun symptomatisch auf fast alle wirtschaftlichen Bereiche in Afrika anwenden, weshalb mit einen wirtschaftlichen Wachstum und Entwicklung Afrikas aus sicher selber heraus von einen realistischen Standpunkt aus wohl kaum zu rechnen ist.

Was also tun bis die richtige Zeit für Afrika gekommen ist? So hart es klingt, es gilt Afrika am Leben zu erhalten, was bedeutet:
1. Den Afrikanischen Ländern helfen sich politisch zu stabilisieren und der Bevölkerung eine grundlegende Sicherheit zu bieten, man fast solche Maßnahmen unteranderem auch als State Building auf, der Einsatz in Mali geht hier meiner Meinung nach in die richtige Richtung.
2. Den Menschen in Afrika das Überleben sichern, was heißt weiterhin Lebensmittel zur Verfügung zu stellen und den Menschen durch Hilfe zur Selbsthilfe es ermöglichen im gewissen Rahmen vom Ertrag des selber Angebauten zu leben.

Die weltweiten Absatzmöglichkeiten und damit auch Produktions- und Entwicklungsmöglichkeiten sind begrenzt und so hart es klingt für Afrika bleibt wenig anderes als warten, warten auf die eigene Chance. Hoffentlich wird Afrika dann bereit sein. Bereit: Politisch stabil und sicher. Auch wenn jeder Versuch der wirtschaftlichen Entwicklung der Afrikanischen Länder aus sich heraus auf das vollste zu Unterstützen ist, den Sprung vom Entwicklungs- zum Schwellenland wird so wohl kaum ein afrikanisches Land schaffen.

Wer sich noch weiter über das Thema der Entwicklungschancen von Ländern wie den Afrikanischen informieren möchte empfehle ich folgende Lektüre: Paul Collier: Die unterste Milliarde - Warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann.

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