06 March 2013

Auffälligkeiten der Sexismus-Debatte


Seit einigen Wochen geistert die Sexismus-Debatte nun schon durch die deutschen Medien. Eigentlich wollte ich mich nicht dazu äußern. Da sich die Debatte nun bis hin zu Bundespräsident Gauck entwickelt hat konnte ich mich aber dazu durchringen es doch zu tun. Ich hoffe ich werde es nicht bereuen.

Zunächst möchte ich Einiges klar stellen.
Dieser Text richtig sich gegen keinerlei Personen, egal ob natürliche oder juristische Person, ich möchte niemanden beleidigen oder angreifen.
Ich werde nicht klar Stellung innerhalb der Debatte beziehen, ich versuche lediglich die Debatte zu analysieren und auf einiges hinzuweisen, was mir aufgefallen ist. Dem entsprechend ist alles was ich hier schreibe nur meine persönlichen Empfindungen, Eindrücke und meine persönliche Meinung.
Es tut mir leid, wenn der Text teilweise etwas unpräzise ist, ich möchte hier niemanden etwas in den Mund legen und zitieren ebenso nicht, weil das teilweise Darstellen von Aussagen meiner Meinung nach immer den entsprechenden Kontext missachtet und somit die Aussage verfälscht.

Ich hoffe nun ist alles klar. Mal sehen ob es mir gelingt die Debatte passend zu beschreiben, ich erhebe aber keinerlei Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit.

Angefangen hat die ganze Debatte so weit ich weiß mit einem Artikel im Stern über Herrn Brüderle und eine Autorin des Stern. Es ist eigentlich verwunderlich, dass das Thema so in die Öffentlichkeit gerät. Denn Sexismus gab und gibt es schon lange. Allerdings ist es durchaus üblich, dass ein Thema oder Debatte erst durch einen Vorfall mit entsprechender Tragweite in die Öffentlichkeit gerät. Ein Vergleich mit dem arabischen Frühling, der durch eine Selbstverbrennung in Tunesien begonnen hat, scheint durchaus hier teilweise möglich.
Eine gewisse Zeit ging die Debatte dann über das Verhältnis zwischen Herrn Brüderle und der Stern Autorin. Im Anschluss haben sich verschiedene Personen zu dem Thema geäußert, nun auch Bundespräsident Gauck. Die Äußerungen von Herrn Gauck haben dann wiederum Proteste ausgelöst.
Das was ich bei der gesamten Debatte seltsam finde, ist dass insbesondere darüber diskutiert wird ob es Sexismus in Deutschland wirklich gibt, was man überhaupt als Sexismus auffassen kann und ob das ganze überhaupt so schlimm ist.
Für mich steht dabei fest, dass es in der bestehenden Debatte eigentlich keine einheitlich Definition von Sexismus geben kann. Dieses ist nicht etwa so, weil die unterschiedlichen Definitionen der verschiedenen Seiten so weit auseinander gehen, sondern weil es hier bei Sexismus darum geht, dass sich Personen aufgrund seines oder ihres Geschlechtes belästigt, benachteiligt oder sonst irgendwie in seinen oder ihren Rechten verletzt fühlen. Wann das der Fall ist muss jeder oder jede für sich selber entscheiden, weil jeder oder jede eine andere Toleranzgrenze in dieser Hinsicht hat, weshalb hier auch keine einheitlich Definition von Sexismus möglich ist. Aufgrund der Tatsache, dass es Personen gibt, die sagen, dass ihnen persönlich Sexismus begegnet ist gibt es auch Sexismus in Deutschland, das ist für mich gar keine Frage.
Des Weiteren wundere ich mich über die Art und Weise wie die Diskussion geführt wird. Im Grunde ist es im wesentlichen nur ein Austausch persönlicher Erfahrungen und Eindrücke der Personen, die sich zu Wort melden. Aus meiner Sicht müsste, wie ich es getan habe, erst einmal öffentlich festgestellt werden, dass wir in Deutschland ein Problem mit Sexismus haben. Als nächstens müsste man feststellen wie weitreichend das Problem in Deutschland ist, also z.B. eine Erhebung machen, wie viele Personen schon sexistisch belästigt, benachteiligt … wurden. Man sollte dann hier noch untersuchen wie Deutschland im internationalen Vergleich steht, also ob der Sexismus in anderen Ländern weitreichender oder weniger weitreichend ist. Dieses sollte helfen um das Maß an Sexismus in Deutschland richtig einzuschätzen. Im Anschluss hieran kann man dann meinetwegen gerne darüber diskutieren wie man dem Problem begegnen kann. Dieses sollte man eben erst am Ende und auf einer soliden Grundlage machen, den je nach dem Ausmaß des Sexismus sind bestimmte Maßnahmen sinnvoller als andere.

Es tut mir ehrlich gesagt leid, dass ich hier so sehr auf das Ausmaß des Sexismus schaue, denn den Betroffenen hilft es zunächst wenig zu wissen, dass Andere auch betroffen sind. Leider nimmt eine Gesellschaft oftmals nur die dringendsten oder aufdringlichsten Aufgaben in den Focus. Es wäre schön, wenn man dieses ändern würde, eine Diskussion hierüber würde hier aber den Rahmen sprengen.

Abschließend muss ich sagen, dass es dennoch gut ist, dass die Debatte geführt wird, egal wie sehr ihre Art und Weise auch zu kritisieren ist. Sexismus ist ein ernstes Problem, dem unsere Gesellschaft begegnen muss, dafür muss das Thema präsent sein, denn um dieses Problem dauerhaft zu minimieren ist ein gesellschaftlicher Wandel von Nöten, der einige Jahre bis Jahrzehnte Zeit beanspruchen wird. Ich möchte mich hier nun auch nicht über die Ursachen von Sexismus auslassen, weil mir hierzu auch jede (wissenschaftliche) Grundlage fehlt. Ich würde mir nur wünschen, dass diese und folgende Debatten endlich auf vernünftige und fundierte Art und Weise geführt werden.

8 comments:

  1. Aufschrei!

    Der/die Autor/-in liefert der chauvinistischen Tagespolitik der etablierten sogenannten Volksparteien CDU und FDP volle Rückendeckung! Wir können nicht mehrere Jahre bis Jahrzehnte warten, um dieses gesellschaftsfeindliche Problem anzugehen und auszumerzen. Die deutsche Gesellschaft muss umgehend revolutioniert werden! Das Machogerüst der Mächtigen muss eingerissen werden! In Deutschland und auch im Rest der Welt darf kein Platz für diese faschistoiden Ansichten und Attitüden sein!

    Gegen den Chauvinismus! Gegen die Unterdrückung der Frauen! Gegen die Macht der Männer in Wirtschaft und Politik!

    Gruß

    AK

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    1. Ganz ruhig Braune. In Indien kämpfen die Frauen für ihre Grundrechte, hier dafür, dass ihnen nicht mehr hinterhergepfiffen wird. Immer die Verhältnismäßgkeit im Auge behalten, Madame.

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  2. Auch wenn es vollkommen unbestreitbar ist, dass Ihre Analyse ein Volltreffer ist. Dennoch schätze ich Ihr Klientel so ein, dass die von Ihnen gemachten Beobachtungen ein Allgemeinplatz einnehmen. Außerdem ist die Sexismus-Debatte in Bezug auf Brüderle redundant. Ferner würde ich mich viel mehr über Ihre MEINUNG zu politischen, gesellschaftlichen und ja auch philosophischen Fragen interessieren!

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  3. Wenn der Mann der Frau gefällt dann ist es in Ordnung; wenn nicht, dann ist es Sexismus: Interessanter Sexismus-Begriff, den Sie hier postulieren. Kurz zu der Brüderle-Debatte: Die Journalistin hat als erstes Herrn Brüderle angeflaumt, indem sie ein Machtgefälle aufgebaut hat, und zwar ein Machtgefälle zwischen Jung und Alt. Brüderle hat lediglich zurückgeflaumt. Das was Brüderle da getan hat war schmierig, war unhöflich, aber nicht sexistisch.
    Ich verfüge gerade über zu wenig Zeit, um mich angemessen zum "Sexismus" - Problem in Deutschland zu äußern. Was ich aber noch loswerden möchte ist Folgendes: Es ist verdammt heuchlerisch, Medien wie den "Stern" mit seinen Titelbildern oder RTL mit Abfall-Sendungen wie Dschungelcamp zu konsumieren, es aber gleichzeitig als Sexismus bezeichnen, wenn ein Mann eine Frau begehrt und dies dann plump äußert. Wir leben (Gott sei Dank) in einer Gesellschaft mit großen sexuellen Freiheiten. Und das soll auch so bleiben.
    Es ist das Geschlecht, das den Menschen definiert, nicht umgekehrt.


    Gruß

    Bill McFluff

    PS: Schöne Grüße von meiner Frau, durch welche ich erste auf diesen Blog gekommen bin. Sie stimmt Ihnen zu...

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  4. Hallo MM,

    ein bestechendes Traktat, das Sie hier abliefern. Den Geist einer solch scharfen Beobachtung des poltisch-gesellschaftlichen Tagesgeschehens habe ich zuletzt in den Spätwerken Friedrich Heinrich Jacobis und Kurt Gödels erfahren können. Es ist desweiteren beachtlich, wie Sie es bewerkstelligen, Balance zwischen einer höchst sachlichen Distanz zum Thema und eindringlichen Denkanstößen zu bewahren.

    Trotz des berechtigten Lobes würde ich gerne auf eine bestimmte Textpassage aufmerksam machen:

    "Es wäre schön, wenn man dieses ändern würde, eine Diskussion hierüber würde hier aber den Rahmen sprengen."

    Ich halte diese Aussage für literarische Brandschatzung. Ein Verweis auf die Prosa des spanischen Essayisten José Luis López-Aranguren Jiménez schafft in dieser Hinsicht wahrscheinlich Klarheit: "Wer keine Argumente hat, scheut die Diskussion."
    Indem Sie auf subtile Art und Weise Ihre Position zu Gunsten der Sexisten preisgeben, kriegt der Text eine (zugegebenermaßen) bittere Beinote.

    Ich meine ausmachen zu können, dass Sie, MM, sich als eine Art "Twoface" der Literatur inszenieren wollen. Einerseits gelingt dieser Schachzug meisterhaft, andererseits wandeln Sie auf einem recht schmalen Grat zwischen Selbstverleumdung und beispiellosem Analysegeschick.

    Mit freundlichen Grüßen (oder "Vriendelijke groet" wie man in meinem Heimatort Leidschendam-Voorburg sagt),
    Gilbert Mineau

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    1. Von wegen scharfe Beobachtung! Der Verfasser will sich eindeutig ein Image als dumpfer Sexprotz aufbauen!!! Der trainiert bestimmt den ganzen Tag nur seinen Bizeps und pfeift Frauen hinterher!!! Ich sehe nur eingeschränkt Parallelen zu Jacobi, da dieser Text eher das Wesen einer beißenden Polemik hat, wie wir sie nur zu gut aus dem Journalismus verhangner Jahre gewohnt sind. Dazu kommt, das die Argumentationsstruktur des Textes nahezu komplett philistrischer Natur ist, aber das sind wir ja aus den aktuellen Artikeln gewohnt!!!!!

      Ihr kritischer Leser
      Konstantin Boris Kink

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  5. Wird Zeit, dass die weibliche Fraktion auf diesem maskulin dominierten Blog auch mal ihre Repräsentation findet. Ich pflichte Ihnen bei: Die Debatte wird eindeutig mit defizitärer Sachlichkeit geführt! Es müssten mehr kaltschnäuzige Kritiker_Innen wie Sie die öffentlichen Debatten mitbestimmen. Eine so prägnant-kernige Konklusion des gesellschaftlichen Umgangs mit Sexismus in Deutschland, die fast schon lakonischen Charakter aufweist, trifft man leider sehr selten in den etablierten Medien an, stattdessen nur in ganz speziellen intellektualistischen Zirkeln, zu welchen ich auch diesen Blog zähle.

    Mein eigenes Leben ist durch kulturelle Diversität geprägt, wodurch mein Weltbild sehr untypisch ist. Dieser Blog hat für mich das Potenzial, die kulturelle Vielseitigkeit der Welt, die besonders in der deutschen Altherrengesellschaft vernachlässigt wird, in angemessenem Maße zu reflektieren und somit die Grundfesten des konventionellen intergesellschaftlichen Zusammenlebens zu erschüttern.

    Als Anregung: Sie könnten doch mal eine idealisierte Weltordnung, wie wir sie bereits in den frühen Streitschriften der Elisabeth Conradi finden, entwickeln.


    Ich zähle auf Sie!

    Charlotte Petronella

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    1. Dem ist nichts hinzuzufügen. Sehr schönes Kommentar! Ich schließe mich Ihrer Einschätzung dieses Blogs an.

      So gut wie jeden Monat besuche ich diesen Blog und schaue nach neuen Artikeln. Und immer stellt sich nach einer gewissen Lesezeit dieses angenehme Gefühl ein, dass es noch Menschen gibt, die sich ganz in Ruhe mit Dingen aus Literatur, Kunst und Politik/Wirtschaft befassen! Ohne Zeitdruck, und - was mit besonders wichtig ist - nicht mit dem Ziel jemand anderen zu beeindrucken, sondern nur der Sache ans ich wegen.

      In zugleich erregender als auch beruhigender Erwartung auf neue Artikel, wünsche Ich schöne Grüße!

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